Vorwort:


Vor Jahren habe ich als Mitglied von Poolys Schreib- und Kunstforum ein Tutorial erstellt, wie man Bücher bindet. Speziell habe ich dies am Beispiel eines Notizbuches, das ich der Forengründerin zum fünfjährigen Jubiläums des Forums gebunden hatte gemacht.
Kann sein, dass ich nicht alle Bemerkungen, die dieses Forum betreffen raus hab, ihr wisst nun, was es damit auf sich hat.

Wie wird ein Buch gebunden:


Ein Notizbuch

Hallo.
Nachdem es hier ja doch in der Hauptsache um Bücher geht, nutze ich die Gelegenheit und halte den Werdegang eines Buches - hier im speziellen eines Notizbuches - mal in Bildern und Beschreibung fest.

Das Projekt wird ein Notizbuch in der Größe DIN A6, auf echte Bünde handvernäht und in Leder gebunden. (Man kann sowas dann einen Ganzfranzband mit englischer Bindung nennen )
Als erstes kommt mal eine kleine Materialliste.
Ich nehme am liebsten für meine Büchlein Vokabelhefte (ohne Mittelstrich). Die gibts bei "TEDI" manchmal für 16 ct das Stück. Die gibt es in 16 Seiten und 32, man nimmt also je nachdem, wieviele man im fertigen Buch haben will. (Die 16-Seiter sind mir die lieberen, komm ich später noch mal drauf zurück)
Die Vokabelhefte haben den Vorteil, dass die Linierung ein wenig enger steht als bei normalen Schreibheften und man muss nicht so viel schneiden, hat auch nicht so viel Abfall.

Vokabelheft

Dann brauche ich dazu verschiedene Dinge.
Ganz wichtig ist die "Lade". Das ist, wie man gleich auf dem Bild sieht, nichts großartig kompliziertes, hab mir die meine aus ein paar Winkeln, Schrauben und Nägeln und Abfallholz zusammengeschraubt.
Sie dient dazu, die Fäden zu spannen um die man dann die »Lagen« vernäht.
Wichtig ist dran nur, dass es stabil genug ist, die Fäden zu spannen und dass die »Halter« (man beachte die formschönen Nägel) genau übereinander liegen.

Lade


Und hier meine neue Version, die ich mir auch selbstgebaut hab. (sieht man)

LadeNeu


Weiteres Werkzeug?

  • Schneideunterlage (ich nehm eine Glasplatte)
  • Stahllineal
  • Winkel/Geodreieck
  • Ahle
  • Nähnadel (die ist ganz normal, nur durch häufigen Gebrauch Krumm geworden
  • Hammer (das ist ein Schusterhammer, ein normaler tuts genauso)
  • Buchbindermesser (geht auch jedes andere mit ähnlicher Klinge)
  • Cutter (das ist der Kleine, ich nehm für z.B. Karton noch eine Nummer größer)
  • Schraubzwingen
  • dünnes Blechstück (nicht rostend, hier Messing)
  • Nagel


werkzeug

Zu den Zwingen brauche ich dann noch »Pressbretter« in der richtigen Größe. Die Dinger liegen übrigens auf einer alten »Profiheftlade« die mir für den Zweck aber zu unhandlich ist.
Die Gummiringe brauche ich später auch noch. Nicht zu sehen sind die Kunststofffolien, die ich zwischen die Bretter und das Buch lege, dass nichts anklebt oder das Holzmuster durchdrückt.

zwingen

Das war jetzt mal das Werkzeug.

Zum Material.

Zu den Heften brauche ich dann noch Faden, besser »Buchbinderzwirn« aus Flachs und Heftschnur. Hier nehme ich eine, deren Dicke zur Buchgröße passt. Am besten eine aus Naturfasern, weil sie ja geklebt auch noch wird. Hier eine Flachsschnur.

hanfschnur

Für die »Vorsätze« brauche ich ein ordentlich festes Papier. Hier gäbe es spezielles Vorsatzpapier, aber ich verwende gerne »Natronkraftpackpapier«. Das ist zwar braun, aber extrem stabil, denn ein Notizbuch wird ja oft auf- und zugemacht.

packpapier

Für die Deckel nehme ich Graupappe und für den Einband feines Leder. (Ich hab da ein paar Farben daheim die ich mir in einem Ledergroßhandel aus der »Restekiste« hol, welche soll ich nehmen?)

Und, last but not least:
Der Kleber.
Man kann zwar auch wie die alten Meister, mit Kleister (gekochte Stärke wie z.B. »Mondamin«) und Gelatine arbeiten, aber das ist mir zu viel action und der Buchbinderleim hat sich zum Arbeiten bewährt. (Prinzipiell müsste das mit Holzleim wie »Ponal« oder so genauso gehen, wichtig ist, dass der Kleber auf Papier hält und nicht spröde wird)
Ich verwende »Planatol BB«, mit dem kann man auch »Lumbecken«, sprich Bücher so zusammenkleben wie das bei Taschenbüchern gemacht ist.

kleber

Das ist jetzt erst mal das Werkzeug und Material.

Die nächsten Tage gehts dann weiter mit der ersten Arbeit:
Dem Herrichten der »Lagen« und »Vorsätze« und dem Spannen der »Heftschnüre« sowie dem Vernähen der Lagen.

Bis dann...

Weiter gehts...


So.
Jetzt kommen noch ein paar Vorarbeiten.
Zuerst das Bespannen der »Heftlade«

Hierbei ist es wichtig, die Schnur möglichst gerade zu spannen und viel Länge dazwischen zu lassen. Die Fäden, die ich da so kunstvoll aufgewickelt habe, brauche ich anschließend um sie durch die Pappen der Buchdeckel zu ziehen.

ladespannen2

Hier habe ich mittlerweile eine kleine Lade aus einem »Brotzeitbrett« und zwei Holzgewindestangen selber gebaut, die ein wenig komfortabler zu benutzen ist:

Lade Neu

Die Schnüre können sich jetzt erst mal eine Weile ausruhen...
Jetzt kommen die «Lagen« dran. Ich zerlege dazu die Vokabelhefte, indem ich vorsichtig die Heftklammern aufbiege und rausziehe.

vokabelheft2
nagelraus

Anschließend nehme ich jeden Bogen raus und falte ihn noch einmal auf Kante, weil die Äußeren Bögen eine ziemlich große Rundung haben, also länger sind, als die Inneren. Das wird deshalb für mich interessant, weil ich die Lagen in je 4 Bögen, also 16 Seiten aufteile.
Ich werde also die ehemals äußeren Bogen zuschneiden müssen.
Zuerst glattstreichen...
(dabei seht ihr auch das vergessene Werkzeug: Das »Falzbein«)

glattstreichen1
dann
ueberstand

Ihr seht auf dem Bild, dass das ganz feine Schnipsel sind.

lagenschnitt1

Profis haben dafür eine Schneidemaschine, mit der sie am Schluss den gesamten Block schneiden können, wenn ich einen Copy-Shop in der Nähe hätte, würde ich das den machen lassen. Früher, als man seine Bücher noch in unzerschnittenen Bögen aus der Druckerei kaufen musste, haben die Buchbinder das mit einem Buchbinderhobel gemacht.

Wie die das gemacht haben, kann man auf dieser Seite sehen:


L'atelier du Chien qui Boite - Der Beschneidehobel

Ich habe weder das Eine, noch das Andere, versuche also hier so genau und sorgfältig wie mir das möglich ist zu arbeiten und lebe mit dem etwas ungleichmäßigem Schnittbild. Ist auf seine Weise reizvoll.
Den ganzen Buchblock zu schneiden ist fast unmöglich, selbst bei einem so kleinen Buch, da jedes Messer abgleitet und das Ganze schief werden würde. So ists dann immer noch am besten geworden.

Auch das mache ich mittlerweile ein wenig anders. Einen Beschneidehobel selbst basteln ist gar nicht so schwer, wenn man die richtige Idee bekommt.
Aus einem »Dönermesser« konnte ich mir einen recht einfachen aber sehr wirkungsvollen Hobel bauen, der mir die Seiten schon fast zu glatt beschneidet.

Buchhobel mit Doenermesser

Buchhobel mit Doenermesser


Zum Einsatz des Hobels, ein wenig weiter unten.

Der nächste Schritt: Die Vorsätze

Die Vorsätze haben zwar bei dieser Bindeweise keine tragende Funktion (Bei der industriellen Bindung haben die Vorsätze den Buchblock fast ganz allein in den Deckeln zu halten, schaut euch das mal an), dennoch nehme ich dafür das feste Papier, weil ich mein Notizbuch ja vielleicht 1 Jahr lang jeden Tag mindestens einmal aufmache.

Im Prinzip würden es hier auch ganz gewöhnlich gefalzte Blätter tun, aber ich habe mich mit einer speziellen Art der Vorsätze angefreundet, den Federvorsätzen in Anlehnung an die, die Douglas Cockerell erfunden hat.

Dazu eine Skizze.

lagezeichnung

Wichtig: Die Laufrichtung des Papiers ist hier seht wichtig!
Papier hat wie Holz eine Faserrichtung. In Laufrichtung ist es biegsamer, dagegen nicht so. Wie die Laufrichtung geht, kann man bei dem Packpapier gut sehen, bei gewöhnlichem Papier geht das mit einer Reißprobe. In der Richtung, wo der Riss "gerade" verläuft, ist die Längsrichtung. Bei Druckerpapier geht diese auch meistens von der kurzen zur kurzen Kante. Die Bögen der Vokabelhefte sind auch in der Längsrichtung gefaltet.
Das ist für die Scharnierwirkung von großem Vorteil, die Vorsätze brechen deshalb nicht so leicht.

Hier nun die Aktuellen:

vorsatz2

Hier schneide ich grade die eine Seite noch ab.

vorsatzschneiden

Um das zusammenzukleben, streiche ich mit einem Pinsel (okay, auch vergessen unter den Werkzeugen) eine ca. 3mm dicke Linie Kleber auf die eine Seite am Bug der ersten Vorsatzlage. Um das möglichst gleichmäßig hinzukriegen, decke ich den Rest des Blattes mit einem Abfallblatt bis auf die Klebefläche ab und streiche dann dünn den Kleber auf.
vorsatzkleben1

Okay, wenn ich fürs Foto auch drangedacht hätte: Wer hier beim Kleben ein Stück alte Zeitung unterlegt, ist klar im Vorteil. Zum Glück lässt sich der Kleber vom Glas meiner Schneideplatte gut abwischen.

vorsatzkleben2

Man sieht nicht ganz so deutlich, dass die beiden Lagen des Vorsatzes mit den Öffnungen auseinander zusammengeklebt sind.
Der Kleber ist in dieser Dicke praktisch sofort trocken und man kann schon umfalten, wie das in der Lagezeichnung zu sehen ist.
Zuerst wird a1 zu b1 zurückgefaltet, dann in das Blatt von a2 der Zickzack auf b2 zurück.

Zuerst a1 zu b1:
vorsatz3

So sieht das Zickzackfalz dann fertig aus
vorsatz4

Von diesen Dingern brauche ich je eines für vorne und hinten. Dazwischen kommt noch ein gefalteter Bogen von dem Papier.

Dann kanns ja schon fast losgehen?

Noch nicht ganz. Ich hab bei den zugeschnittenen Lagen ein altes Foto zwischengemogelt.
Ich muss also noch was tun, eh ich weitermachen kann, drum bis später erst mal.

Der Buchblock wird vernäht

Weiter gehts...
Nachdem ich jetzt alle Seiten zugeschnitten habe, kann ich mit den Vorbereitungen für das Vernähen beginnen.
Zuerst brauche ich Löcher in den Lagen.
Wozu?
Klar, die Stiche, die von Außen nach Innen gehen, könnte ich freihändig schaffen, doch selbst die machen Zicken, trifft man doch nicht immer im richtigen Winkel und bohrt sich nicht durch alle Seiten oder man trifft ein paar Millimeter zu weit in der Seite, dann reißt das Blatt etc. Noch blöder würde es werden, wenn man von Innen nach Außen näht. Es ist so schon schwer genug, nicht durch eine der Bundschnüre zu stechen.
Also, ich lege den künftigen Buchblock so in meine Lade, dass zumindest an einer Seite (an der Kopfseite!) ein rechter Winkel gewährleistet ist und die Lagen schön aufeinander liegen. Man kann auf dem Bild mein Winkeleisen erkennen.
Ich lege zuerst das erste Vorsatz an, (das Zickzack nach oben , sprich »zu den Lagen hin«, halt das, was dann die Innenseite des Buchs wird) dann die Lagen ordentlich drüber, schließlich wieder das Vorsatz.



ich fahr mit einem sehr weichen Bleistift an den Schnüren entlang.



und nehme den Stapel weg. In der Mitte markiere ich mit einem Lineal die Stellen, wo die Löcher hingehören. Zwei der von den Klammern gebliebenen Löcher konnte ich diesesmal gleich mit nutzen.



Dann werden alle Lagen der Reihe nach aufgemacht und im Falz mit der Ahle ein Loch an jeder Markierung gestochen. Ich mach das gleich an der Ecke meiner improvisierten Heftlade.



Wie viele Löcher ich brauch, und wo, das soll folgende Zeichnung verdeutlichen.



Die Fäden verlaufen um die Schnüre so:



Also brauche ich für jede Schnur eines und an den Enden jeweils eines, die »Fitzbünde«, wo der Faden die Lagen wechselt.

Nach getaner Locherei, lege ich wieder das erste Vorsatz in die Lade. Ich achte diesesmal besonders drauf, es richtig reinzulegen, passiert mir schon mal, dass ich das erst ganz zum Schluss merke, dass es falsch liegt, dann ist die ganze Arbeit das besondere Vorsatz herzustellen für die Katz gewesen.

Wie lange muss der Faden sein? Ich nehme pro Lage eine Buchlänge + 3 cm mindestens.

An einem Ende steche ich den Faden zuerst nach Innen durch, ziehe ihn vorsichtig so weit durch, dass mir ein Überstand von ca. 7cm bleibt.
Am Anfang muss ich immer besonders drauf achten, dass sich der Faden nicht verwurstelt, er ist ja bei 12 Lagen und 2 Vorsätzen immerhin um die 2,5 Meter lang.
Hier sieht man, wie der Faden um die Bundschnur läuft.



und hier, wie die Nadel im Inneren zum Vorschein kommt.



Hier kann es sehr leicht vorkommen, dass man beim „Zurücknähen“ den Faden, der Innen ist, durchsticht. Um das überhaupt zu merken, ziehe ich immer an der inneren Schlaufe, ob sie sich frei bewegen lässt, ehe ich die Nadel ganz durchsteche.
Den Faden ziehe ich jedesmal möglichst flach zum Falz hin nach Außen fest.
Ist man am Ende angelangt, geht der Faden von Innen nach Außen, ich lege die nächste Lage auf und steche gleich im Fitzbundloch in die Lage. Das Spiel geht von vorne los, wie gehabt, bis ich wieder am Ende bin. Hier ist der Überstand, den ich mit dem Faden verknote. Dafür tuts ein doppelter »Hausfrauenknoten«. Auch hier gilt, fest, aber vorsichtig, dass das Papier nicht vom Faden durchschnitten wird. Das ist grad bei der ersten Lage, die ja das Vorsatz ist mit nur zwei Blättern, sehr kritisch.



So, nun das Ganze wieder in die andere Richtung.
Wieder am Ende angelangt, braucht man einen anderen Stich. Der sieht in etwa so aus:



Auf dem Foto so:



Unten ist zu sehen, wie ich vom Vorsatz direkt nach oben in die nächste Lage genäht hatte und nun da durch die Nadel steche.

Das muss ich jetzt nur noch 11 mal machen, dann kommt wieder was interessantes für euch, dann melde ich mich wieder.

Der Buchblock wird fertig genäht


Inzwischen habe ich die Lagen alle miteinander vernäht und möchte nur noch beschreiben, wie das am Ende geht.
Wenn man am Ende der letzten Lage, (was in meinem Fall ja das »Vorsatz« ist) dann macht man den »Schlussknoten«, indem man die Nadel so durchsticht, als würde man noch einmal eine Lage hinzufügen, führt die Nadel aber dann wieder durch die dabei entstandene Schlaufe hindurch.
Ungefähr so:



Ich ziehe gut fest, vernähe den Faden, indem ich mich zwischen den Lagen unter die Fadenschlaufen hindurchschlängele, bis ich beim Anfangsknoten rauskomme. Das mache ich deshalb, weil man diesen Fitzbund ja durch das Leder sieht und so wird er zwar ein wenig dicker aber gleichmäßiger, ohne dass man an beiden Seiten die Knoten sieht.

Am Ende angelangt genügt dann ein einfacher Knoten, nach Möglichkeit nicht in die Lage, in der bereits der Anfangsknoten sitzt. Also eine vorher verknoten.



Jetzt ist der Stapel fertig genäht.



Hier wieder die »neue« Version der Heftlade, sonst kein Unterschied.



Ich nehme ihn aus der Lade, löse vorsichtig die Schnüre und versuche sie gleichmäßig zu trennen. Wichtig ist, dass jede Schnur mindestens je 7cm lang ist.
Da die Schnüre selbst (hoffentlich!) nicht durchstochen wurden, sind sie, sofern sie glatt und man den Fäden nicht zu fest angezogen hat, in ihren Schlaufen zwar schwer, aber, frei beweglich. Ist eine Seite zu kurz geworden, kann man vorsichtig die Schnur in die Richtung durchziehen. Stimmt die Länge einigermaßen, ordnet man die Schlaufen des Fadens wieder ordentlich Eine über der Anderen.

Bei mir ist einigermaßen viel Überstand, ich kann mir also den etwas langwierigen Ausgleich sparen und dran denken, was ich als Nächstes mache mit diesem nun einem Buch schon ein wenig ähnlicher sehenden Gebilde Namens »Buchblock«



Demnächst gehts dem Block dann ein wenig schlechter: Er wird gezungen und geschlagen, aber auch ein wenig geklebt.

Es geht um den Rücken...

Heute bekommt der Buchblock erst mal eine geklebt und dann ein paar Schläge ab.

Zuvor beschneide ich die Vorsätze, die ich reichlich überstehen lassen hatte, ich muss den Kerl schließlich ordentlich festhalten können bei der nächsten Aktion.
Danach kommt der Buchblock zwischen zwei Brettchen und wird dort eingezwungen.
Hierbei geht’s noch nicht so genau, denn diese Schicht Kleber soll dünn sein, dass sich der Rücken zwar formen lässt aber die Form nicht gleich wieder verliert.
Dass der Kleber eine gute Verbindung mit den Lagen eingeht, ritze ich die Lagen am Falz alle ein wenig mit dem Cutter ein. Mit leichtem Druck mit der Spitze ein wenig schräg über die Lagen geritzt, nicht zu tief und vor allem: Aufpassen, nicht an die Fäden oder Schnüre kommen.



Der Kleber soll dünn sein, das geht beim Planatol am einfachsten im Deckel zu mischen. Ein Klecks Kleber und dann so lange im Wasserglas mit dem Pinsel ein paar Tropfen rüberholen bis es stimmt.



Mit dem Pinsel dann dünn auf dem Rücken verteilen, was ganz einfach aussieht, aber es nicht ist. Die Schnüre dürfen bei dieser Arbeit nicht mit dem Kleber in Berührung kommen.
Zum Glück genügt dafür eine ganz dünne Schicht.



Dafür verreibe ich den Kleber noch mit dem Falzbein.



Jetzt darf er erst mal trocknen. Muss nicht zu lange sein. Der Buchbinderleim hat die Eigenschaft um so schneller zu trocken, je stärker er verdünnt ist.



Wenn er trocken ist, wird er ausgespannt und flach auf den Tisch gelegt.


So, hier ist nun der Hobel im Einsatz.
Zuerst wird die Langseite des Buches gehobelt, die soll ja dann im nächsten Schritt rund werden, drum ist die zuerst dran.
Hier wird tatsächlich Blatt für Blatt abgehobelt.
Dabei muss ich hauptsächlich drauf achten, immer den Schnitt frei zu halten von den Streifen, dass der Hobel nicht abgleitet.
Das Ergebnis ist ein Schnitt, den man mit keiner Schneidemaschine der Welt erreichen kann. Der Schnitt glänzt richtig.





Nach dem Schnitt geht das wie hier weiter:


(Ist er schon voll durchgetrocknet, weil ich das am Abend vorher gemacht hab, oder noch länger her, dann streiche ich vorher den Kleber noch ein wenig mit Wasser ein)

Anschließend wird er mit dem Hammer geklopft.
Der Hammer muss nicht schwer sein, soll eher eine kleine Fläche haben und in bestimmter Weise geführt werden.



Wichtig dabei ist, dass man den Buchblock fest auf den Tisch drückt und am vorderen Schnitt mit dem Daumen „dagegen“ drückt, mit den anderen Fingern gleichzeitig den Hammer unterstützt und das Papier zum Körper herzieht.
In etwa so.


Dann klopft man vorsichtig – wieder acht geben auf die Schnüre und Fäden! - auf den Rücken um eine Rundung in ihn zu bekommen.



Nach einmal durchklopfen, dreht man den Rücken um und von der Seite das gleiche Spiel. Dabei bedenkt man alle Schichten des Rückens gleichmäßig. Man zieht quasi von der Mitte her, immer unterstützt durch den Zug der Hand, den Rücken in die Rundung.
Nach einer Weile sieht das dann so aus:



Bin ich dann zufrieden, spanne ich den Buchblock wieder zwischen die Brettchen. Diesmal messe ich den Abstand zwischen dem Rücken und dem Brettchen so aus, dass ich genau die Dicke des Buchdeckels anlegen kann. Ich hab mir diesmal eine etwa 2mm dicke Pappe ausgesucht, davon einen Streifen als Maß verwendet. Auf die Kante des Brettchens gelegt und die Kante des Buchblocks daran ausgerichtet.

Der Rücken soll später so aussehen, wie auf der Zeichnung, d.h. der Buchfalz soll senkrecht zum Deckel sein. Für die Deutsche - oder Französische Bindung würde der Falz so schräg genügen, wie er in etwa ist, wenn man den Buchblock ordentlich einspannt.
Da ich Englisch binde, muss ich also den Falz so hinkriegen, wie auf der Zeichnung oben.

Mit dem Hammer, diesesmal mit der Nase davon, klopfe ich vorsichtig weiter um die Rundung noch stärker zu bekommen.



Dabei drücke ich schon fast mehr, als ich hämmere, bzw. „ziehe“ den Hammer in der Weise, wie oben in der Zeichnung angedeutet über den Rücken.

Wenn er dann so aussieht, bin ich zufrieden.



Jetzt wird der Rücken noch mehrmals dünn mit Kleber eingeschmiert. Bevor ich die Schnüre aber mit Kleber in Berührung bringe, richte ich sie noch gerade und richte auch die Fäden gleichmäßig hin. Der Grund, dass ich die Dinger jetzt erst einschmiere ist ganz einfach: Beim Runden können die Schnüre sich in den Fadenschlaufen bewegen und das Runden geht leichter wenn man nicht noch gegen den Zug vom Kleber arbeiten muss.

Wenn der Kleber verteilt ist, spanne ich noch eine dritte Zwinge dazu, um den Block auch in der Mitte zusammenzuspannen. Die dünnen Brettchen verteilen den Druck leider nicht über die gesamte Länge.

Jetzt hat der Buchblock eine ganze Weile Ruhe verdient. Er darf trocknen, mindestens ein paar Stunden.

Derweil fange ich mit den Deckeln an.
Graupappe soll das sein. Da ich die Schnüre durch die Deckel ziehe, ein wenig dicker.

Das Maß ist einfach ausgerechnet. Zur Länge zähle ich oben und unten ungefähr 3mm dazu, die Breite ist genau die gleiche, wie die Lagen ursprünglich haben. Hier entsteht der Überstand von 3mm durch die Rundung des Rückens. Ist die nicht so ausgeprägt geworden, dann nehme ich evtl. noch einen Millimeter dazu. Das ist dann aber einfach auszumessen und mit Augenmaß zu bestimmen, obs passt. Lieber ein wenig zu lang zuerst nehmen, denn abschneiden ist leichter als was dazu zu tun.

Die Pappe wird also ausgemessen, wobei ich hier auf das Winkeleisen nicht verzichte, und zugeschnitten.
Das geht bei Pappe von 2-3mm grade noch mit einem Stahllineal und einem Cutter.
Anlegen und die Klinge relativ steil und mit wenig Druck entlang des Lineals ziehen. Das dauert eine Weile, aber nicht ungeduldig werden! Immer wieder mit sanftem Druck drüberziehen. Wenn man hier ungeduldig ist, bekommt man nur eines: einen schiefen Schnitt. Das Messer gleitet nämlich durch Druck seitlich ab und man bekommt das nie mehr grade. (Das ist auch der Grund, warum ich die Lagen alle einzeln beschnitte habe, ihr erinnert euch?)
Wer wieder einen Copy-Shop in der Nähe hat, kann dort mal anfragen, das packt deren Papierschere meist noch.

Beim Schneiden steht der Rand der Pappe meist ein wenig auf, drum schleife ich die Ränder noch mit Schmirgelpapier glatt.



Von den Ecken kommen auch noch die Spitzen ab, warum verrate ich später noch.



So sieht das dann aus.

Mehr kann ich nun für heute nicht machen, denn für die weiteren Arbeiten brauche ich den Buchblock und der erholt sich ja noch.
Bis demnächst also...

Die Deckel werden hergerichtet und angemacht.


Weiter im Text:

Der Buchblock ist inzwischen getrocknet, drum mache ich gleich mit den gestern zugeschnittenen Deckelpappen weiter.
Zum anzeichnen hätte ich zwar auch messen können, aber das geht hier nicht so auf den Millimeter genau, denn die Schnüre sind ja nicht hundertprozentig da, wo ich sie geplant hatte. Das werde ich vermutlich nie hinkriegen, dazu fehlt mir einfach die Übung. Und: ist halt auch Handarbeit.
Ich spanne also die Schnüre möglichst im rechten Winkel und zeichne rechts und links davon an.



Die Mitte findet sich per Augenmaß, dann geht’s aber weiter mit dem Winkeleisen.



Das sieht dann so aus


Aufmerksame Augen entdecken, dass ich mir auch draufgeschrieben habe, welcher Deckel vorne und welcher hinten ist, bzw. wo oben und unten ist.. Jaja, aus Erfahrung wird man klug...

Ich habe mir da mal für 3 Euro eine »Revolverlochzange« geleistet, drum haben meine Löcher immer einen bestimmten Abstand vom Deckelrand – sie geht einfach nicht weiter auf.
Prinzipiell ist es sonst egal, welchen Abstand die Löcher haben. Bei mir ist das ungefähr 1cm für die „Eintauchlöcher“ und 2,5cm für die „Auftauchlöcher“. Wo die also sein sollen markiere ich mir auf dem Deckel.
Jetzt wird gelocht. Bevor ich diese Lochzange hatte, tat mir eine Handbohrmaschine mit einem Metallbohrer in Schnurstärke gute Dienste.



Hier die ersten zwei Löcher, sind fast ein wenig groß, also eine Nummer kleiner.



So, der erste ist fertig, nun der zweite genauso.



Da die Schnüre so viel zu dick auftragen würden, muss ich die Deckel weiter behandeln. Zuerst die Oberseite. Hier kommen die Schnüre vom Rücken auf den Deckel. Mit dem Nagel, den ich mir für diesen Zweck schon so kunstvoll hin gebogen hab, und einem Hammer schlage ich Rinnen in die Pappe. Dass die drinbleiben und auch überhaupt einfacher reinzumachen gehen, feuchte ich das vorher ein wenig an.



So sieht es dann aus wenns fertig ist.



Muss immer drauf achten, dass der Nagel beim Schlagen nicht verrutscht, sonst gibt das eine schiefe Spur, das sieht man später extrem, und, dass ich nicht zu fest drauf haue, die Rinne soll nur bis maximal zur Mitte gehen.
Dass die Pappe nicht nach unten ausweichen kann, mache ich das auf einem Stück Eisen. (Ich gebs zu: Dem Winkeleisen....)
Wenn dabei oben etwas raus quillt von der Pappmasse, das wird später weg geschmirgelt.

Die Unterseite wird ganz anders behandelt.
Hier seht ihr, wie ich mit einer kleinen Rundfeile die Löcher leicht anfeile, dass die Schnur nicht senkrecht durch die Pappe muss, sondern schräg, was einen kleineren Wulst ergibt.
Dabei grabe ich mit der Feile in die Deckelunterseite flache Nuten von Loch zu Loch.


Hier bei der anderen Seite.


Hier bin ich mit beiden fertig. Ihr seht bei einem Deckel die ober, beim anderen die Untere Seite.



Jetzt kann ich die Schnüre durchziehen. Zuerst von oben nach unten, anschließend wieder nach oben. Die Schnüre werden dazu leicht angespitzt oder, wie wenn man eine Nadel einfädelt, leicht angefeuchtet und zusammengedreht.


Das Gleiche von Oben:


Hier habe ich die Schnurenden schon auf gleiche Länge eingekürzt. Vorher gut festziehen, die Schnur dazu flach zum Deckel halten.
Ich mach schon auch mal den Deckel auf und schau, ob alle ordentlich in der Nut liegen.

Die Schnüre, die dann oben festgeklebt werden, soll man ja nicht als Schnur sehen, drum werden sie aufgefächert. Dazu drösel ich die erst mal mit der Ahle auf. Wenn die Fäden locker sind, streiche ich mit dem Messer, die Klinge senkrecht gehalten über die Schnur und schabe solange über die Fäden, bis die Schnur sich total aufgefächert hat.



Das ganze passiert auf einem dünnen Stück Blech. Ich Hab in meines noch ein »V« geschnitten, dann ist das Ende, das aus der Pappe kommt ein wenig besser fixiert und das Blech rutscht nicht so leicht weg.
So soll das ungefähr aussehen.


Bzw. bei allen dann:



Weil ich grad so schön drin war, hab ich gleich mal »eingekleistert«, bzw. geleimt. Dabei fange ich immer innen an. Hier kommt zunächst mal recht dünner Kleber auf die Schnüre und Nuten. Dann lege ich ein in Polypropylenfolie gehülltes Stück dünnes Blech zwischen Buchblock und Deckel.
Die Folie (eine stinknormale Folientasche für Leitzordner) sorgt dafür, dass der Kleber nur dort klebt, wo er soll, das Blech dafür, dass die Schnüre sich nicht durchdrücken und hässliche Spuren im Buchblock oder Vorsatz hinterlassen.
Anschließend schmiere ich den Deckel dünn auf der Oberseite unter den Schnurfächern ein, die ich dazu hochhalte, drücke erst dann die Schnurfächer in dieses Kleberbett mit dem Falzbein und richte sie optisch halbwegs schön hin.
Darauf dann noch mal eine dünne Schicht Kleber.



Jetzt erst schmiere ich die Schnüre an der Blockseite ein, wiederum sehr dünn.

Ist eine Seite fertig, drehe ich das Ganze um, lege es auf das Pressbrett, aber wieder mit einer Zwischenlage aus glattem Kunstoff und einer dieser Polypropylenfolien. Ab jetzt ist es nämlich ziemlich interessant, was auf dem Deckel ist oder was sich darin eindrückt. Man sieht so ziemlich jeden Krümel durch das Leder das draufkommt, selbst wenn man relativ dickes verwendet!
(Ist auch der Grund, warum ich die Fächer ein wenig ordentlich verteile)

Beide fertig?
Dann wird gespannt.
Zuerst mit einer Zwinge in der Mitte und sanft zugezogen. Kontrolle, ob irgendwo Kleber rausquillt? Wenn ja, mit dem Falzbein versuchen weg zu kriegen, oder wenigstens dünner.
Auf dem Foto sieht man mich dann, wie ich die Schnüre mit einer spitzen Zange dort, wo sie vom Pressdeckel platt gequetscht werden, zusammenkneife. Die Schnur ist ja schon ein wenig voll Kleber, behält also ihre Form dann schon mehr oder weniger so wie sie dann aus der Presse kommt.
Jetzt ist es zumindest einfacher, das zu Formen.



Jetzt darf sich das Buch bis morgen ausruhen. Die Schnüre brauchen doch eine ganze Weile, bis sie zwischen so viel Kunststoff trocken sind.


Kleinigkeiten und Geduld...

Heute hab ich nicht viel machen können an dem Buch, denn die Schnüre dauern eine ganze Weile, bis sie trocken sind, wie schon gesagt.
Einmal habe ich den Block aus der Zwinge genommen und die Schnüre die auf der Innenseite laufen noch einmal feucht gemacht und mit einem Hammer niedergeklopft. Anschließend noch einmal feucht und wieder in die Presse.

So sehen sie inzwischen aus.


Und von innen:



Heut Abend dann, als der Kleber ausreichend trocken war, hab ich am Kopf und Fuß des Buchblocks versucht, die Kaptalbänder zu bestechen.
Das ist ein wenig kniffelig bei so kleinen Büchern. Bei meinen mache ich das eigentlich nie, aber der Vollständigkeit halber.

Dazu klebt man einen Streifen dünnen Stoff (ich hab hier Bucheinbandgewebe genommen) am Rücken fest und wickelt ihn oben, grade, wo die Lagen aufhören, um ein Stück Schnur/Lederstreifen/Wollfaden. Das klebt man wieder fest. Die untere Schicht des Stoffes soll die kürzere sein, auf gar keinen Fall sollen die Kanten aufeinander liegen, sonst trägt das noch dicker auf.

In zwei spitze Nadeln habe ich dann einen roten und einen schwarzen »Stickfaden« gefädelt, die Enden miteinander verknotet.

Durch das erste Vorsatz wird die Nadel zuerst von innen nach außen gestochen, die Nadel gleich wieder rausgezogen und die Zweite sticht in dem Loch dann von außen nach innen.
Nun wird der Faden durchgezogen, der zweite, andersfarbige wird nach oben gelegt.
Anschließend wird mit der Nadel links von dem Faden der gerade nach oben gelegt wurde unterhalb der Verdickung eingestochen.
Der Faden wird wieder nach oben gelegt und mit dem Faden, der gerade übernäht wurde, wird nun das gleiche Spiel gemacht.



Wenn das Ganze fertig ist, werden die Fäden ausgefranst und am Rücken bzw. am Deckel verklebt.

Das muss nun wieder trocknen.

Die Farben

Hallo mal wieder.

Nachdem ich heute was anderes machen musste (Teppichboden in einem halb ausgeräumten Zimmer verlegen - ist schon halb fertig) und morgen auch nicht viel zum Binden kommen werde, nutze ich die Gelegenheit, euch zu fragen, welche Farben ich nehmen soll?

Ich möchte es gerne zweifarbig machen, also brauche ich welche, die zusammenpassen.
Hier meine Auswahl an Leder.



Ich hab...
zwei verschiedene Gelb, Weiß, Rosa, 3 verschiedene Rot (Grell, Dunkel Ganzdunkel), Dunkelgrün, Dunkelblau, Braun und Schwarz.

Da das ja nicht mein Buch wird, denke ich lass ich Euch entscheiden.

Der Rücken wird angezogen

Jetzt habe ich eine Weile an der Farbkombination geknabbert – nicht weil Eure Vorschläge mir nicht gefallen haben, sondern weil ich wieder die Qual der Wahl hatte.

Einer nicht genannten Quelle entnehme ich nun die Kombination »Weinrot und Dunkelblau«.

Hier seht ihr das Stück Leder, das den Rücken bedecken wird.



Ich verwende eigentlich immer Leder, das der Großhändler aussortiert hat. Das mag manchmal wegen kleinerer Schönheitsfehler sein, oder weil die Farbe nicht hält oder oder...

Manchmal merke ich Fehler erst später, wenn ein Leder z.B. fleckig wird beim Ankleben und so bleibt, oder wenn es sich beim Schärfen zieht wie Kaugummi. Gibt noch ein paar weitere nervige Sachen, zum Glück habe ich da aber selten Pech.

Ich suche mir das aus, was ich glaube gut verarbeiten zu können, ohne viel »Schärfen« zu müssen. Dickes Leder ist zwar besser für die Haltbarkeit, aber ich binde ja keine Bibeln für den täglichen Klostergebrauch.

Für die Länge zähle ich zur Deckellänge oben und unten noch 1,5cm dazu, also insgesamt 3cm. Das ist ein Erfahrungswert, der für die Größe ganz gut passt.
Bei Leder ist »Messen« und »Maße« sowieso ziemlich relativ zu sehen.
Leder dehnt sich und lässt sich auch stauchen, da ist ein vermeintlich rechter Winkel schnell aus dem Lot...
Die Breite hab ich so gewählt, dass die Stoßkante der beiden Farben kurz vor dem Wiederauftauchloch, also noch auf der Pappe zu liegen kommt.
Das war dann ~2,5 cm von der Innenkante des Buchdeckels, dazu noch die Rückenbreite von ~1,5cm.
Mit dem Cutter und dem Stahllineal auf der Glasplatte zugeschnitten und dann wird mit dem Buch weiter angezeichnet.



Da dieses Buch echte Bünde bekommt, muss ich das Leder an den Stellen, wo es sich über die Bundschnüre legt, ein wenig ausdünnen. Das zeichne ich hier mit der Schneiderkreide an.



Wer genau hinsieht, bemerkt, dass ich euch einen kleinen Zwischenschritt vorenthalten hab, den ich hier nachhole.
Um den Rücken und die Deckel habe ich einen Streifen Papier geklebt. Dieses Papier ist besonders fest, obwohl es so dünn ist, dass man durchsehen kann. Hab das mal vor Jahrzehnten in einem Indienladen bekommen, ich glaube man nennt das »Strohseide« (auch wenn das Zeug aus Maulbeerfasern ist), die ist aber normal viel gröber strukturiert. Japanseide sollte ähnlich sein, sogar noch feiner. (Man kann hier auch »Gaze« nehmen, ich hab aber schon ewig keine mehr gefunden aus Baumwolle und Kunststoff mag ich hier nicht nehmen.)

Davor habe ich noch mal eine etwas dickere Schicht vom Planatol-Leim draufgegeben, um den Rücken noch schön stabil zu machen.

(Noch eine Anmerkung: Die „Alten“ haben den Rücken mit Hasenleim verklebt. Das ist ein Leim, der, wie Gelatine, im Wasserbad heißgemacht werden muss. Gelatine ist im Prinzip das gleiche, nur viel reiner und eigentlich kostbarer)

Zurück zum Leder.
Die Striche zeigen die Position der Schnüre an, wo ich schaben muss.
Vorher ziehe ich noch Striche, die mir die Rückenbreite anzeigen, ich muss ja nur in etwa diese Breite schaben.
Das Schaben geht dann auf einer glatten, harten Fläche. Ich nehm hier ein Stück einer »Solnhofer Platte«, das ist ein weicher Stein, den man für Bodenbeläge verwendet. Der ist schön glatt und das Leder verrutscht nicht so leicht drauf, wie auf der Glasplatte.
Holz ist hier zu weich, denn, wie auf dem Foto zu erkennen, halte ich das Messer mit der Schneide senkrecht auf dem Leder.



Dieses Messer ist sehr scharf, aber ich schabe hier nur, und wenn man nur drückt, während man das Messer bewegt, ist auch kaum Gefahr, dass man durchschneidet.
Alternativ könnte ich das auch mit Schmirgelpapier machen, so wie hier. Was auch gut funktioniert, ist eine Glasscherbe. Dabei muss man drauf achten, die kleinen Scherbchen gut wegzukriegen.



Meist mache ich zuerst das eine und dann das Andere.
Ähnlich soll man auch die Rinne vorbehandeln, die das Außenscharnier des Deckels bildet, sonst entstehen dort beim Aufmachen des Buchs später Falten. (Okay, ich gebs zu, die haben mich persönlich noch nie gestört)

Man muss jedoch nicht besonders viel wegschaben. Ich erkenne das, ob genug oder nicht, am Farbwechsel des Leders. Jede Schicht hat seine eigene Schattierung. Hier zählt wieder Gleichmäßigkeit vor „Wissenschaft-draus-machen“ für mich.

Ist das getan, werden die beiden Enden noch ein wenig beschnitten und »geschärft«. Das ist deshalb nötig, weil das Leder hier zu einer kleinen Haube zusammengeklebt wird, die das Kaptal schützt. Das würde sonst extrem auffallen, weil der Rücken hier eh schon dicker ist und das Leder ja auch noch in doppelter Dicke auftragen würde.
Beim Schärfen wird die Klinge flach gehalten, hier werden die Schichten nicht geschabt, sondern geschnitten. Dazu muss ich das Messer erst wieder richtig scharf schleifen, anschließend schneide ich feine Schichten ab, dass das Leder gleichmäßig flach ausläuft.



Man macht das Leder in die Form einer Messerschneide, drum heißt das »Schärfen«. Die Kanten fransen dabei manchmal ein wenig aus, oder es bleibt ein feiner Bart von den Schichten am dünnsten Rand übrig, das putze ich mit einer gebogenen Schere hin.

Hier kann man gut den Farbunterschied erkennen.



Leider auch, dass ich doch ein wenig gepfuscht hab, was die »Gleichmäßigkeit« betrifft.

Nun kommt Kleber drauf.
Weil Leder ziemlich saugt, nehme ich ein wenig Kleister in den Leim dazu. Den brauche ich morgen auch noch für die Innenseiten, drum lohnte sich das. Da Tapetenkleister irgendwas drin hat, was das Leder oder Papier zerstört, nehme ich Stärkekleister. 1 Teelöffel »Mondamin« (noch besser Weizenstärke) auf 1/8-Liter reicht mir. (Das geht wie Pudding kochen: Das Zeug in ein paar Tropfen Wasser kalt anrühren, den Achtelliter zum Kochen bringen und das Kaltangerührte einrühren. Zwei mal zum Kochen bringen, auskühlen lassen. Immer wieder umrühren. Die Verwandtschaft zum Pudding wird sonst überdeutlich...)

Das Leder mit der Mischung schön eingeschmiert, die Enden vorerst ausgespart.
Am Deckel habe ich mir vorher angezeichnet, wo der Fleck anfangen soll, dass es auch gerade wird.



Nun dort am Deckel zuerst schön anpressen, dann mit den Fingern zwischen den Schnüren andrücken, schließlich an der anderen Seite das Leder ordentlich ziehen, dass es gerade liegt. Andrücken. Jetzt mit einem Falzbein noch mal zwischen den Schnüren andrücken und auch an den Schnüren hindrücken. Ich nehme dann noch eine glatte Zange und kneife das Leder an die Schnüre richtig hin, dass die Verklebung richtig hält.



Jetzt wird das Buch zwischen die Bretter geklemmt. Vorsichtig, dass man das Leder nicht mit einklemmt, denn durch den Druck einmal ins feucht Leder reingepresst, geht nicht mehr raus.
Nun kommt eine kunstvolle Umschnürung, die das Leder beim Trocknen an die Schnüre presst. Leder zieht sich, feucht geworden, beim Trocknen ein klein wenig zusammen, das würde ausreichen, dass es sich vom Rücken löst und man hätte eine Luftblase drunter.



So sieht das Ergebnis aus, nach ein paar Stunden Trocknungszeit.



Und die Deckel werden Blau...


Heute Abend konnte ich dann den Buckblock aus seiner »Bondage« befreien.

Ich habe dann an einer Stelle festgestellt, dass ich doch ein wenig schief aufgeklebt hab, drum musste ich zuerst die Kante geradeschneiden. Das war insofern ganz besonders nötig, da mir der Lapsus auch noch an der Vorderseite des Buches passiert ist...

Dann habe ich mich drangemacht, das Leder für die Einbanddecken zu schneiden. Die Farbe kommt nicht ganz so gut rüber: Dunkles Dunkelblau.
An den Ecken wird das Leder ein wenig geschärft, dass ich mir beim Herstellen der Selbigen, leichter tu.




Um das Leder länger auf der Pappe verrutschen zu können, schmiere ich zuerst ein wenig Wasser auf die Fleischseite vom Leder. Das ist manchmal nicht so gut, denn Wasser schlägt leicht durch. Heißt, das Leder saugt sich voll und es gibt an der Oberfläche Flecken. Das ist mir bisher bei zwei hellen Ledersorten passiert, wo man das danach extrem gesehen hat.
Ich mische mir dann wieder meine Kleister-/Leimmischung an, diesmal ein wenig mehr Kleister, da das Leder hier mechanisch nicht beansprucht wird.
Auf einer alten Zeitung schmiere ich dann das Zeug von innen nach außen gleichmäßig drauf. Achte immer besonders drauf, nicht zu fest aufzudrücken, denn dabei verrutscht das Leder auf der Unterlage und man hat den Papp auf der Vorderseite. Das geht mehr oder weniger nicht mehr ab ? Flecken, auch auf dunklem Leder.



Nun muss ich recht flott arbeiten.
Das Leder wird zuerst an der Stoßkante zum Rücken aufgeklebt und mit möglichst gleichem Abstand rechts und links ein sanft mit dem Falzbein festgedrückt. Die Überstände werden fest über die Pappe gezogen und so gerade es geht, hingezogen und festgedrückt.

Bis auf die Ecken drücke ich alles gleich gut fest.
Die Ecken schmiere ich noch mal ein wenig ein, drücke sie dann übereinander und schneide vom Inneneck zum Außeneck bis auf die Pappe durch. Aber nur im Bereich der Pappe!



Jetzt hole ich den unteren Teil heraus, drücke die Ecken zusammen und schneide vorsichtig den Rest außerhalb der Pappe ab.
In diese kleine Tüte gebe ich noch einen Tropfen Leim und schiebe mit der Ahlennadel die Spitze in die Ecke. Ihr erinnert euch? Da hab ich zu Anfang ein kleines Eck von der Pappdecke abgeschnitten. Genau da rein schlüpft nun das Leder.



Alles gut immer wieder andrücken, mit dem Falzbein nachhelfen, falls kleine Spalten zwischen drin sind.

Leider kann ich mit meiner Kamera nicht näher ran. So sieht das dann fertig aus.



Die Umgeklappten Kanten schneide ich, sobald der Kleber ein wenig angezogen hat, mit dem Stahllineal so, dass sie gerade aussehen.

Noch bevor das Leder ganz trocken ist, muss nun das Papier als Gegenzug drauf. Jede Schicht, die man auf eine Seite klebt, braucht eine auf der anderen, wegen des Zugs, der beim Trocknen entsteht.
Klar. Leder und auch Papier dehnen sich, wenn sie feucht sind, ein wenig aus und das geht beim Trocknen dann wieder zurück.

Hier weiche ich ein wenig von der Methode des alten Cockerell ab und schneide das Oberteil des Vorsatzes, das eigentlich abgerissen gehört hätte, genauestmöglich zwischen den Lederrändern zu.
Ich zeichne mir das an, indem ich mit dem Falzbein entlang der Lederränder streiche, anschließend schneide ich mit dem Cutter das was zu viel ist, ab. Dass ich nicht dabei das Leder beschädige, lege ich eine stabile Kunststofffolie unter.



Dieses Lagenblatt schmiere ich wieder im »Scharnier« ein wenig mit Leim ein, der Rest bekommt eine gleichmäßige Lage Leimmischung.
Dass nichts danebengeht, immer ein Blatt Abfallpapier unterlegen!

Ähnlich mache ich das mit dem nächsten Blatt des Vorsatzes, das nun ja als Deckblatt den Einband abdeckt. (Die »Alten« machten da gerne richtig handmarmoriertes Papier drauf.)
Nur, dass ich das einfach parallel zu den Deckelkanten schneide, wenn das nicht schön passt oder zu groß ist



Sobald das Papier drauf ist, muss ich aufpassen, das Buch, bis es trocken ist nicht zuzumachen, denn dabei verschiebt sich das noch weiche Papier und es gibt im Scharnier des Rückens Falten. Die tragen auf und sehen hässlich aus.
Drum habe ich eine sogenannte »Foldback Clip « um den Buchblock geklemmt. Daran kann ich das Ding dann gleich zum Trocknen aufhängen.
Ich hab eine Kiste untergestellt, dass die Deckel nicht zu sehr durchhängen.
Nun darf es so bis morgen trocknen.


(Miese Bildqualität, mein Akku war fast leer)

Was bleibt noch zu tun?

Die restlichen Vorsatzblätter muss ich noch zuschneiden und vielleicht werde ich es noch verzieren.
Dazu muss ich jetzt erst mal die Forumskatze abkupfern.
Oder, was soll ich sonst drauf machen?

Und, es ist so weit...


Alles getrocknet.

Über Nacht und den ganzen Tag habe ich das Buch nun trocknen lassen.
Als die Innenseiten sich trocken anfühlten und deutlich nach innen zogen, befreite ich das Buch aus seiner hängenden Lage und machte vorsichtig die Deckel zu.
Das Vorsatz hielt die Form, knitterte nicht, also konnte ich es ganz zu machen. Zwischen dem gekleben und dem Buchblock kommt nun eine dünnen Folie, dann oben und unten eine glatte Folie und damit lege ich das Buch zwischen die Pressbretter, aber: nicht mehr pressen.
Dass die Deckel wieder in Form gebogen werden, lege ich einfach zwei Presshölzer oder auch mal ein dickes Buch auf das obere Pressbrett.

Heut Abend war das Buch im Prinzip fertig.
Doch natürlich fehlt noch ein wenig Verzierung.
Nachdem ich leider die Goldauflage auf den Bünden verwerfen musste, wollte ich doch noch ein wenig Gold unterbringen.

Das mache ich, da ich mir das Spezialwerkzeug um so was professionell machen zu können nie werde leisten können mit einem kleinen Lötkolben, den ich mal entdeckt habe. Das ist ein spezielles Ding, das nicht so heiß wird und eine Dreierspitze hat mit verschiedenen Stärken.
Damit kann ich Freihand Linien ins Leder bügeln. Wenn ich dann eine Thermotransferfolie unterlege, werden die Linien nicht nur ein wenig vertieft, sondern auch z.B. golden.

Hier probiere ich gerade an einem Rest, wie dieses Leder mit der Folie reagiert.



Das was ziwschen der Folie und meinem Lötkolben liegt, ist Pergaminpapier, auch Pauspapier genannt. Das sorgt dafür, dass die Spitze gut gleitet und dass es dem Leder nicht zu heiß wird, bzw. man mit der Spitze nicht durch die dünne Thermofolie drückt.
Das geht selbst mit dem Papier dazwischen noch verflixt schnell!
(Nebenbei kann man das Papier sehr gut zum Entwerfen von solch Zeichnungen verwenden. Wie gesagt: Pauspapier...)

Und hier arbeite ich schon am Schriftzug des Buches.
Ihr seht, die Katze ist schon drauf. :-)



Bei näherem Betrachten war ich dann mir der Aufteilung doch noch nicht so ganz zufrieden und, freilich, ein „Verwandter“ meinerseits muss natürlich auch mit drauf.

Ich mag den Kerl einfach, wenn er seine Sichel trägt...



Hier sieht man, wie ich die Vertiefung gemacht hat, wo nun das Gold rein kommt.
Dass das hält, nehme ich ockergelbe Lackfarbe. Die trägt ein wenig auf, füllt so die Poren des Leders und gibt einen hellen Untergrund.

Das ist ein sehr sehr dünnes Blättchen aus purem Gold, so dünn, dass man durchsehen kann.



Wie gesagt, sehr dünn, deshalb auch der gelbe Untergrund.

Ich verteile das vorsichtig auf der Klebeschicht. Vorsichtig kann man sich bei dem Zeug erst wirklich vorstellen, wenn man das mal selbst gemacht hat. Von dem Blättchen, wenn man es zerreibt, bleibt nur eine viertel Prise Staub übrig.
Im Normalfall nehmen Vergolder zum »anschießen« einen »Anschießer«. Das ist ein ganz feiner, flacher Pinsel, praktisch nur 2-3 Haare dick und so breit wie das Goldblättchen. Das wird an der Stirn kurz drübergestrichen, das bisschen Fett der Haut reicht für die Haftung und dann wird damit das Blättchen aufgelegt. Dabei darf kein Windchen wehen...

Festdrücken ist auch nicht, ich hauche das Blättchen auf die Farbe. Wirklich!



Ist die Farbe angezogen bzw. trocken, wird der Überstand mit einem feinen Pinsel weggefegt.



Tja. Das wars nun.
Hiermit erkläre ich das Buch als »Fertig«.



Hier noch mal ein wenig heller.



Morgen werd ich noch mal den restlichen Goldstaub wegpusten, und dann kann das Buch die Reise zu Marie antreten.

Das Poolys-Forum-Notizbuch zum 5-jährigen Jubiläum!


Wens in den Fingern juckt, sich selber mal ein Notizbuch nach dieser Methode zu binden und Fragen dazu hat: Fragt mich einfach.


Hier kommen mal meine eigenen Notizbücher.
Hier aufgereiht im Bücherschrank


Ein paar Bücher habe ich für diverse Foren als »Wichtelgeschenk« gebastelt:




Hier ist noch das letzte Notizbuch, das ich voll geschrieben hab.






Eine Antwort im Forum, in dem ich das gepostet hatte veranlasste mich zu zu dem Beitrag dann hier:

Die "Cover" sind ja Geschmackssache Da hast du recht.
Und einige sind mir auch komplett misslungen.
Das ist auch nicht ganz so einfach.
Die goldenen Linien sind ja nicht einfach gezeichnet sondern mit einer Art Lötkolben in das Leder "gebügelt". Sprich, durch die Hitze der Metallspitze schrumpft das Leder an der Stelle und der Kleber der Goldfolie schmilzt auf.
Leder ist ein Naturding und innerlich leider komplett unregelmäßig.
Vor allem das, was ich kaufe. Das ist ja "Ausschussware", und wo der Ausschuss ist, stelle ich regelmäßig erst beim Verzieren fest. Dann sieht schon mal ein Gesicht, das auf der Vorzeichnung ganz gut ausgesehen hat ein wenig schief aus.
Das nervt mich zwar, aber dafür habe ich meist viel zu wenig Zeit. Wenn ich die für mich mache, habe ich meist das Problem, dass der Vorgänger am Vollwerden ist. Oder schon voll ist. Dann mache ich halt schnell-schnell, und das Ergebnis sieht halt dann entsprechend aus.
Korrigieren ist bei dieser Technik absolut nicht mehr.

Hier hab ich noch eines, das gehört meiner jüngsten Tochter. Ist ein Poesiealbum in Velourleder gebunden. Ungefähr DIN A5 und Querformat.
(Die Gesichter im Hintergrund hat sie gezeichnet. Und, wir haben grade festgestellt, dass es heute seinen 5. Schenktag hat )




Mittlerweile habe ich auch mein eigenes Buch mit einem normalen Laserdrucker so ausgedruckt, dass ich es mit der Methode binden kann und habe den Roman »Rechtshänder« in einer »Auflage« von bisher sage uns schreibe VIER Stück gebunden.



Nachtrag 2019: Es sind inzwischen ein paar mehr geworden, hier ein besonders nettes (Das Buch von Kai Meyer dient dem Größenvergleich, ich hoffe er ist mir nicht böse.):

oder mal einer der mit Elefantenhaut und Lederrücken bezogen ist: